Zeitlose Ikonen – Zu Gast bei der Scherenmanufaktur Ernest Wright in Sheffield, England
Begleite uns, das Team von Iconic Tools, auf unserer Reise zu einem der letzten traditionellen Hersteller handgefertigter Scheren, der seit 1902 für höchste Qualität und Handarbeit steht: Ernest Wright. Erfahre mehr über die reiche Geschichte Sheffields als Zentrum der Stahlverarbeitung und entdecke, wie Leidenschaft und Handwerkskunst in jedem einzelnen Produkt von Ernest Wright lebendig werden.
“We are but the two halves of a pair of scissors, when apart… but together we are something”. (Charles Dickens)
Wir sind nur die beiden Hälften einer Schere, wenn wir getrennt sind. Doch zusammen sind wir Eins und stark. Dieses Zitat von Charles Dickens ziert in großen, vergoldeten Buchstaben die Rückseite einer der letzten großen, echten Manufakturen für Scheren auf der Welt. Der Firma Ernest Wright in Sheffield, England.
Sheffield – Eine Stadt mit jahrhundertealter Stahltradition
Die Reise führt in das Herz von Sheffield, die Stadt, die auf eine jahrhundertelange Tradition der Metallverarbeitung zurückblickt und Industriegeschichte geschrieben hat. Bereits seit dem 13. Jahrhundert beheimatet die Region seine Tradition für Schneidwaren. Auch die Erfindung von Edelstahl, also dem ersten nicht rostenden Stahl, wird dieser Region zugesprochen. Ab dem späten 18. Jahrhundert entwickelte sich Sheffield zu einer bedeutenden Industriestadt und zum Zentrum der Stahlverarbeitung. Und uns wird bewusst, dass kaum ein Gewerbe der Menschheitsgeschichte auf eine ähnlich alte Tradition zurückblickt, wie die europäische Schneidwarenindustrie.
Wir starten unsere Reise in unserer Heimat in Ostwestfalen. In Manchester angekommen, passieren wir nach kurzer Zeit den sogenannten „Snake Pass“ Richtung Sheffield. Dieser schlängelt sich durch die hügelige Landschaft und bietet uns atemberaubende Ausblicke auf die Hügel und Täler des Peak Districts, insbesondere die Moorlandschaft und Täler wie das Upper Derwent Valley. Es ist ein atemberaubender Anblick.
Ernest Wright: Ein Familienbetrieb mit Geschichte
Nach 2 Stunden erreichen wir Sheffield City. Konkret die 58 Broad Lane und betreten das rote Backsteingebäude.
Mit „Hello Father and Son“, begrüßt uns Paul Jacobs, der Inhaber und Geschäftsführer von Ernest Wright, in seiner Manufaktur. Jene traditionsreiche Scherenmanufaktur, die seit 1902 für präzises Handwerk und höchste Qualität steht. Paul Jacobs hat sie 2015 übernommen und damit die fast verlorengegangene Tradition wiederbelebt. Beachtlich, denn in den 1900 siebziger Jahren gab es in Sheffield noch 150 kleine Scheren Werkstätten. Jetzt sind es nur noch zwei. So gehört Ernest Wright zu einer der wenigen verbliebenen Hersteller von handgefertigten Scheren weltweit.
Paul Jacobs ist ein überaus sympathischer Gastgeber. Er empfängt uns in seinem Büro, das zugleich als Kreativwerkstatt, Pausenraum, Buchhaltung und Versandstation fungiert. Paul trägt einen grauen Arbeitskittel aus schwerem und zugleich edlem Tuch, welcher das gestickte Logo von Ernest Wright sowie eine kleine Anstecknadel, einer Miniaturschere trägt, als er uns, das Team Iconic Tools, herzlich in seiner Scheren Manufaktur begrüßt.
Ein Firmengelände voller Geschichten
Eine erste große Gemeinsamkeit fällt uns schon beim Blick in den Hof des Firmengeländes sofort ins Auge. Es ist Pauls roter BMW 2002 aus dem Jahr 1974, der auf dem Eingangstor seiner Manufaktur parkt und so neben der Leidenschaft für Handwerkzeuge auch die Liebe für Oldtimer mit uns teilt.
Wir sind angereist, nicht nur, um uns von der Einzigartigkeit der Scheren und dessen Herstellungsprozess zu überzeugen, uns ist es vor allem wichtig, mit unseren Partnern persönliche Beziehungen zu pflegen. Getreu des Iconic Tools Motto „Menschen kaufen von Menschen“ stehen bei uns Authentizität, Empathie und der persönliche Austausch im Geschäftsbetrieb im Vordergrund.
Wir starten direkt. Paul gibt uns mit seinem Team einen tiefen Einblick in die Geschichte und den Herstellungsprozess der Scheren.
Die Verbindung von Paul Jacobs zur Geschichte von Ernest Wright ist deutlich spürbar. Er spricht mit Stolz von den Wurzeln der Firma, die einst in der Herstellung von Scheren für verschiedene Anwendungsbereiche begann – von Stoffscheren, Papierscheren, Haushaltsscheren, bis hin zu speziellen Modellen für die Medizin. Die Handwerkskunst, die hier seit über einem Jahrhundert gepflegt wird, wird von leidenschaftlichen Mitarbeitern an die nächste Generation von Scherenmachern weitergegeben. Diese Leidenschaft ist ummantelt von einem Streben nach Perfektion.
Drei Stunden voller Faszination: Die Herstellung von Scheren hautnah
Der Besuch in der Werkstatt von Ernest Wright ist beeindruckend. Schon beim Betreten der Fabrik fällt auf, wie ruhig und konzentriert hier gearbeitet wird. Es herrscht eine fast meditative Atmosphäre. Das gleichmäßige, rhythmische Surren der Schleifmaschinen hallt durch die Werkstatt wie ein in sich ruhender Herzschlag. Rund ein halbes Dutzend Handwerker arbeiten gleichzeitig an verschiedenen Werkbänken, Schleifmaschinen und Scherenmodellen – schon jetzt ist zu erkennen, jede einzelne Schere wird mit Geduld, Präzision und Stolz in 100% Handarbeit gefertigt und zusammengesetzt.
Vom Rohling zum Meisterwerk
Am Anfang des Herstellungsprozess stehen die Stahlrohlinge, die in einem Gesenkschmiede Verfahren zur weiteren Bearbeitung vorbereitet werden. Hier wird der Stahl erhitzt und in eine spezielle Form gepresst, wodurch die grobe Form eines Scherenblattes entsteht.
Anschließend wird der Rohling jeder Scherenhälfte vorsichtig unter Kühlung gebohrt und sorgfältig mit einem Gewinde versehen. Direkt danach erfolgt ein Grobschliff. In diesem ersten Schleifgang wird an den Klingen der überschüssige Schmiederest entfernt, raue Kanten an den Bohrlöchern entfernt und die Schäfte geglättet. Nun wird auch die Klinge angeschliffen, denn diese ist bei der Schere bisher noch gar nicht vorhanden.
Danach erfolgt ein Feinschliff von Hand und die Klingen erhalten ihre erste Form zur Schneide hin. Beim Schleifen dieser Innenseite entsteht die notwendige Krümmung der Schere bis zur Klingenspitze. Wenn wir die Klingen in diesem Zustand aufeinanderlegen, ist eine feiner Spalt zu erkennen, eine Art Bogen, der den Klingen später auf die wichtige Spannung verleiht.
Jetzt geht es zum weiteren Feinschliff. Ein schmaler Bandschleifer wird durch den Griff der Klinge geführt, um die Innenseite zu schleifen und auf Glanz zu bringen.
Das Härten: Der Schlüssel zur Langlebigkeit
Nach Abschluss der Schleifarbeiten werden die Scheren gehärtet. Das Härten ist ein unverzichtbarer Schritt bei der Herstellung von hochwertigen Scheren. Durch das Härten wird der Stahl widerstandsfähiger gegen Abrieb, macht sie robust gegen das Verformen, bewahrt die Standzeit, eine präzise Schneidleistung, Funktionalität und die Schärfe der Schere.
Der nächste, wichtige Schritt in der Nachbearbeitung der Scheren ist das Polieren. Dazu werden sie in eine Trommelpoliermaschine gelegt, dem sogenannten Rumbler. Kleine Keramikkiesel und Polierpaste veredeln die Oberflächen der Scheren, in dem sie diese von Graten befreien, letzten Schleifspuren und so alles sorgfältig glätten.
Die Hochzeit der Scheren
Anschließend erfolgt die Montage der beiden Hälften der Klingen, die später präzise aufeinander abgestimmt werden müssen, um den perfekten Schnitt zu garantieren. Dies wird auch die Hochzeit genannt.
Diese Aufgabe erledigt bei Ernest Wright der sogenannte „Putter“ oder „Zusammensetzer“. Dabei wird die Schraube gesetzt, um die Scherenhälften miteinander zu verbinden. Nun muss die richtige Spannung zwischen den beiden Scherenhälften eingestellt werden. Die Schere soll einerseits leichtgängig schneiden, andererseits aber auch genug und gleichmäßigen Druck auf die Kanten ausüben, um präzise und saubere Schnitte zu ermöglichen. Eben das Abscheren des Materials.
Wir lernen, dass das Zusammensetzen und Einstellen einer handgefertigten Schere eine der anspruchsvollsten Phasen des Herstellungsprozesses ist. Mit gezielten Hammerschlägen wird die optimale Position der Klingen zueinander hergestellt und durch weitere feine Hammerschläge wird auf jeder Seite der Klinge eine perfekte Kurve geformt.
Dieser Prozess erfordert außergewöhnliches handwerkliches Geschick und Erfahrung, denn kleinste Fehler können das gesamte Werkstück unbrauchbar machen. Ein falscher Schlag – sei es durch den falschen Winkel oder die falsche Stelle – kann die Schere unwiderruflich ruinieren.
Zudem ist die Weitergabe dieses Wissens eine Herausforderung. Es erfordert Zeit und Geduld, dieses handwerkliche Können zu erlernen und zu meistern, um die Präzision und Qualität zu gewährleisten, die für eine perfekt funktionierende Schere unerlässlich sind.
Bevor die Schere den Herstellungsprozess abschließt, testet der Putter die Funktion. Dazu gehört das Schneiden von Materialien wie Stoff, Papier oder Leder, um sicherzustellen, dass die Schere reibungslos und präzise arbeitet.
Final steht das abschließende Polieren der Scheren per Hand auf Hochglanz.
Paul Jacobs erklärt uns, dass es nicht nur um Funktionalität geht, sondern auch um die Langlebigkeit der Produkte. „Eine gute Schere soll ein Leben lang halten“, sagt er und fügt hinzu, dass viele Kunden ihre Scheren von Ernest Wright über Jahrzehnte hinweg nutzen, ja ein Leben lang nutzen. Es ist beeindruckend zu sehen, wie viel Sorgfalt und Hingabe in jedem Arbeitsschritt steckt – und warum eine handgefertigte Schere aus Sheffield etwas ganz Besonderes ist.
Scheren, die Geschichte und Zukunft verbinden
Die Scheren von Ernest Wright sind nicht nur Werkzeuge, sondern kleine Kunstwerke, erzeugt von Hingabe und von der unbändigen Leidenschaft der Menschen, die mit bloßen Händen Werkzeuge schaffen, die Generationen überdauern.
Sie spiegeln auch die Handwerkskunst einer Region wider, die einst für ihre Stahl- und Messerindustrie berühmt war. Heutzutage, in einer Welt der Massenproduktion, ist es umso bemerkenswerter, dass Unternehmen wie Ernest Wright weiterhin auf traditionelle Fertigungsmethoden setzen und diese mit modernen Ansprüchen kombinieren.
Nach dem Rundgang durch die Werkstatt sitzen wir noch einige Zeit mit Paul Jacobs zusammen, sprechen über die Herausforderungen und Zukunftspläne der Manufaktur und über die Bedeutung von hochwertigem Handwerk. „Handwerkskunst stirbt nie“, sagt Paul mit Überzeugung, „sie wird immer geschätzt werden, solange Menschen echte Qualität erkennen.“
Unsere Reise nach Sheffield war nicht nur ein spannender Einblick in eine alte Handwerkskunst, sondern auch eine inspirierende Begegnung mit Menschen, die ihre Arbeit lieben und stolz auf ihre Traditionen sind. Wir sind überzeugt, dass Unternehmen wie Ernest Wright weiterhin eine große Zukunft haben – dank ihrer Hingabe zur Perfektion und dem unerschütterlichen Glauben an die Macht des Handwerks.
Fazit: Ein unvergesslicher Ausflug zu Ernest Wright
Unser Besuch bei Ernest Wright hat uns erneut gezeigt, wie wichtig es ist, Handwerk und Tradition zu bewahren. Die Leidenschaft, die in jedem Detail steckt, ist beeindruckend. Die Scheren, die hier in Handarbeit gefertigt werden, sind nicht nur Werkzeuge, sondern Zeugnisse einer jahrhundertealten Kunst.
Wir haben viele Fotos für euch mitgebracht, die den Entstehungsprozess einer Schere zeigen – von der ersten Formung der Klingen bis zur letzten, sorgfältigen Kontrolle. Wer einmal eine handgefertigte Schere von Ernest Wright in der Hand hält, wird den Unterschied sofort spüren. Sie vereint Präzision, Haltbarkeit und eine zeitlose Eleganz, die ihresgleichen sucht.
Alle weiteren Informationen zu Ernest Wright und ihren einzigartigen Scheren findet ihr auf unserer Webseite.
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